Treuepunkte

Donnerstagmorgen. Ich brauche nur schnell nen Tee, aber anscheinend will heute ganz Köln in meinem Supermarkt um die Ecke einkaufen. Also Schlange stehen. Müde beobachte ich den Kassierer. Bei jedem Einkauf fragt er motiviert: „Sammeln sie Treuepunkte?“ Stummes Kopfschütteln- bis die Frau vor mir plötzlich zurück blafft: „Ne danke, dass versuche ich schon vergeblich in meiner Beziehung!“

Oh. Da scheint jemand noch schlechter in den Tag gestartet zu sein, als ich. Aber wie ist das eigentlich bei mir und der Treue? Ich dachte immer: Treu sein, ist voll mein Ding. Doch nach sieben Jahren in fünf Städten stelle ich fest: Treu sein, ist vor allem herausfordernd. Zum Glück habe ich Freundinnen wie Friederike. Sie ruft so lange an, bis sie mich erreicht, schreibt Postkarten, wenn ich im Stress oder in Funklöchern feststecke und fährt auch mal quer durch ganz Deutschland, nur um mit mir Kisten zu packen. Sie gibt nicht auf. Sie hat sich für mich und unsere Freundschaft entschieden.

Das fasziniert mich auch an Gott. Er liebt mich und das heißt bei ihm auch: Er hat sich für mich entschieden. Er geht einfach nicht weg. Auch nicht, wenn es anstrengend wird. Wenn ich mich nicht mehr bei ihm melde oder ihn ignoriere, bleibt er da. Wenn er mich fallenlassen würde, würde er seine Liebe zu mir verleugnen. Aber das kann er nicht. Treue zählt zu seinen tiefsten Wesensmerkmalen. Bei ihm kann ich immer wieder anfangen. Und Treuepunkte sammeln ist bei ihm nicht nötig.

Sprecherin: Alexa Christ