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Kirche in 1Live | 08.06.2019 | floatend Uhr
Gott in der Bahn
Ausflug mit der besten Freundin und ihrem Sohn – Megastimmung.
Doch auf einmal: Große Trauer - Leon ist nicht mehr zu trösten. Er hat seinen
kleinen Reiserucksack in der letzten U-Bahn liegengelassen. Lieblingsbuch,
langerspartes Taschengeld und Tommy, sein Kuschelhase – alles weg. Verzweifelt
steigen wir aus. Das U-Bahnnetz ist riesengroß und heute Feiertag. Ich versuche
die Hotline zu erreichen, niemand geht dran.
Doch dann versuchen wir es trotzdem, am Hauptbahnhof: Zwischen
zwei Gleisen: ein kleines Büro mit verdunkelten Scheiben, eine verschlossene
Tür mit einem Verbotsschild. Wir klopfen trotzdem und da öffnet uns ein
Bahnbeamter: wir erzählen, ich rechne mit Sätzen wie: dafür bin ich nicht
zuständig, aber dann: „Kleinen Moment bitte, ich kümmere mich darum.“ Nach
einigen Minuten öffnet der Mann wieder die Tür:
Gehen sie gleich auf das gegenüberliegende Gleis, hier ist die Nummer
des Zuges, das müsste klappen.“
Ungläubig schauen wir auf den Papierfetzen, 5 Minuten später stehen wir vor der U-Bahn, der Fahrer fragt uns streng nach dem Aussehen des Rucksacks und gibt ihn dann breit lächelnd dem Sohn meiner Freundin. Der strahlt und wir hüpfen vor Freude, nehmen uns in den Arm und werfen Tommy Kuschelhase in die Luft. Durch das kleine U-Bahnfenster sehen wir den Mann aus dem kleinen Gleisbüro, er ist hinausgekommen, er wollte sicher sein, dass wir es schaffen. In einem kurzen Moment schauen wir uns alle an: Kinder, Eltern, Zugfahrer und Bahnbeamter. Und ich fühle mich gesegnet.
Sprecherin: Alexa Christ