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Kirche in 1Live | 16.10.2019 | floatend Uhr
Tschüss sagen
Der Tag war lang, der Abend war
feucht-fröhlich. Mein Kopf brummt vom Gin Tonic, und im Ohr habe ich schon ein
kleines Piepen von der lauten Musik. Draußen regnet es ganz schön doll, und da
kommt auch schon der Bus. Ich sage kurz Tschüss zu meinem Freund Fabi, da
springt er auch schon über eine große Pfütze rein. Der Bus macht die Türen zu,
wir winken nochmal kurz und er ist weg. Und jetzt ärgere ich mich, denn: Wir
haben uns ja gar nicht mehr ordentlich verabschiedet! Das ging mir irgendwie
alles viel zu schnell... In diesem Jahr habe ich mir nämlich eine Sache richtig
fest angewöhnt, nämlich ganz bewusst Tschüss zu sagen – wenn ich morgens aus
dem Haus gehe, wenn ich nach ‘ner Party heimfahre, wenn ich am Telefon auflege
oder so. Denn es gab da einen Moment in diesem Jahr, der hat mir knallhart
gezeigt: Abschied nehmen ist superwichtig. Wenn jemand aus deinem engsten
Umfeld so völlig überraschend stirbt, dann bist Du da irgendwie total sensibel
in Sachen Abschiednehmen…also mir geht es jedenfalls so.
Fabi kennt mich gut und er weiß, dass mich
dieses Thema Abschied in der letzten Zeit ziemlich beschäftigt. Deshalb hole
ich mein Handy raus und melde mich nochmal kurz. Wir sagen uns richtig bewusst
Tschüss: „Danke für den schönen Abend, grüß zu Hause und bis bald!“ Der Regen
hämmert auf die Bushaltestelle und mein Kopf brummt immer mehr. Aber egal – ich
bin echt froh, weil wir uns die Zeit für ‘ne richtige Verabschiedung dann doch
noch genommen haben.
Ela Kornek, Münster