Verstaubte Teamregeln ?

Als ich letztens beim Arzt warte, steht die Tür vom Personalraum vor mir ein Stückchen offen. Ich gucke direkt auf einen Zettel an der Pinnwand, der sieht schon ein bisschen mitgenommen aus, und an den Seiten sind schon viele neue Notizen drüber gepinnt worden – alles ist ganz schön zu gestaubt: „Teamregeln“ steht da drauf. Joa, das ist ja irgendwie nix Neues. Solche Team- oder Gruppenregeln gibt’s ja irgendwie inzwischen in jeder Firma oder Schule. Aber diese Teamregeln an der Pinnwand bei meinem Arzt, die haben es mir irgendwie angetan, so verstaubt und zerknickt, wie sie da rumhingen.

In meiner Kirche gibt’s nämlich auch so Gruppenregeln. Die bekanntesten sind bestimmt: die Zehn Gebote. Klar, wenn Du Christin oder Christ bist, dann hast Du die irgendwo schon mal gehört. Die findet jeder in der Bibel – quasi als Pinnwand der Christen. Und an Klassiker wie „Du sollst nicht töten“ und „Du sollst nicht stehlen“ halten sich wohl auch fast alle Christen. „Du sollst nicht lügen“? Okay, das kriegen wir auch noch hin in den meisten Fällen. So Notlügen zählen ja nicht, oder…? Aber wenn ich mich gerade mal so umhöre, dann sind die Gebote von wegen „nicht Ehebrechen“ oder „nicht des Nächsten Frau Begehren“ im Moment nicht so besonders angesagt. Wahrscheinlich hatte mich der olle Teamregel-Zettel in der Arztpraxis deshalb so angepiekst, weil wir Christen unsere eigenen Teamregeln genauso zu stauben lassen. Die hängen noch irgendwo ganz versteckt im Hinterkopf, aber die werden nicht beachtet und sind uns irgendwann ziemlich egal. Blöd eigentlich.

Ela Kornek, Münster