Beiträge auf: einslive
Kirche in 1Live | 04.11.2019 | floatend Uhr
Mut machen
Mein Handy klingt. Auf dem Display steht „Sara“. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel! „Oh bitte, lass es geklappt haben.“ Sara sucht schon seit Wochen einen Praktikumsplatz. Und sie braucht ihn dringend. Ohne Praktikumsplatz – das hat ihr der Klassenlehrer unmissverständlich klargemacht – ohne Praktikumsplatz droht der Rauswurf aus der Fachoberschule. Aber bisher hat sie nur Absagen kassiert. Zwölf, um genau zu sein. Ich habe ihr dann immer wieder mal ne WhatsApp-Nachricht geschickt: „Du schaffst das!“, oder ähnliche Worte, die sie aufmuntern sollten. Aber was ist das schon?! Und zuhause gibt’s auch immer mehr Stress.
„Hallo Sara, wie geht es dir?“
Aber Sara sagt nichts. Sie weint. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis sie überhaupt ein Wort hervorbringen kann. Und dann: „Ich hab nen Praktikumsplatz!“
„Und weißt du, wem ich es zu verdanken habe, dass es endlich geklappt hat? Nur dir!“
Ich weiß nichts darauf zu antworten. Sie hat sich den Praktikumsplatz erkämpft. Nicht ich. Ich habe doch nur versucht, ihr Mut zu machen. Sie hier und da ein bisschen aufzurichten, wenn wieder eine Absage kam.
Andererseits ist das vielleicht der springende Punkt: Man braucht im Leben jemanden, der an einen glaubt. Einen, der dich spüren lässt: Du schaffst das! Der dich nicht aufgibt, wenn die eigenen Kräfte nicht mehr reichen. Offenbar ist mir das bei Sara irgendwie gelungen. Ihr Anruf ist jedenfalls ein Zeichen dafür, dass Mutmachworte manchmal so was wie eine Räuberleiter sind, mit der wir anderen über hohe Mauern helfen können.
Sprecher: Daniel Schneider
Redaktion: Daniel Schneider