Engel brauchen keine Flügel

Wie einfach es ist Engel zu sein, habe ich in der Mittagspause verstanden.

Und das war so: Auf dem Rückweg zurück vom Mittagessen laufen meine Kollegin und ich an den zwei Stufen vor der Kirche vorbei. Eine beliebte Abkürzung zum Coesfelder Marktplatz, nur leider nicht barrierefrei.

Eine alte Frau versucht ihren mit Einkaufstüten beladenden Rollator die zwei Stufen hochzuheben und sie scheitert. Mitten im Gespräch mit meiner Kollegin gehe ich zu der alten Frau und helfe ihr. Ich hebe erst den Rollator die zwei Stufen hoch, dann stütze ich die alte Frau. Die ist überrascht und strahlt mich an. „Danke, Sie sind ein Engel.“

Ich erzähle das nicht, um zu sagen, wie toll ich gewesen bin. Das war keine große Sache und hat kürzer gedauert als dieser Beitrag. Ich erzähle das, um zu zeigen, wie einfach es ist Engel zu sein. Und weil Engel gerade gefühlt leider immer weniger werden.

In meiner Mittagspause habe ich verstanden: Engel brauchen keine Flügel. Engel brauchen offene Augen, ein mitfühlendes Herz und zumindest so starke Arme, dass sie Rollatoren tragen können.

Ach ja und eigentlich labern Engel nicht rum, Engel packen an.

Daniel Gewand, Münster