Was willst du?

In dem Stadtteil, in dem ich wohne, ist es nie langweilig. Die Polizei ist öfter mal da, Fahrräder werden mit extra dicken Schlössern angeschlossen und die Leute sagen sich auch auf der Straße ihre Meinung. Auch heute Morgen wieder. „Was willst du eigentlich?“ schreit die Frau aus dem Fenster. Ich muss lachen, denn der Typ unten vor der Haustür guckt schüchtern nach oben und sagt etwas leiser: „Dass du mich reinlässt…“

Die Frau oben schreit zurück: „Und dann? Was willst du dann?“ Der Mann senkt den Blick und ich kann es fast nicht mehr hören als er sagt: „Dann möchte ich endlich wissen, was DU eigentlich willst.“ Bäm. Das war nicht laut, hat aber trotzdem gesessen. Die Frau guckt nach unten und überlegt. Sie überlegt lange. Dann geht sie vom Fenster weg und ich sehe noch, wie der Mann die Haustür hineingeht. Die kleine Szene mitten aus dem Leben begleitet mich.

Ich glaube, ich könnte in meinem Leben auch viele Streits vermeiden, wenn ich immer wieder klar für mich hätte, was ich möchte. Dann muss ich mit meinem Freund nicht darüber streiten, was er falsch gemacht hat, sondern kann direkt sagen, was ich mir wünsche. Dann muss ich nicht die Augen verdrehen, wenn meine Kolleginnen und Kollegen nerven, sondern kann meine Bedingungen, damit ich gut arbeiten kann, ehrlich sagen.

Ich will jetzt nicht kitschig klingen, aber die Kraft dafür gibt mir Gott. Egal, wie ihr Gott nennt: Liebe, Schicksal, Allah.... Ich bekomme davon immer wieder die Kraft, das zu tun. Da bin ich mir sicher.

Und was mir auch klargeworden ist: Ich liebe das Viertel, in dem ich lebe.

Sprecher: Daniel Schneider

Redaktion: Daniel Schneider