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Kirche in 1Live | 21.04.2020 | floatend Uhr
Müssen
„Um mich herum sagen ständig Leute
‚ich muss, ich muss‘. Das zieht mich echt runter.“ Julia
studiert. Wir sitzen im Café, gönnen uns eine kleine Pause. Sie vom
Studieren, ich vom Arbeiten. Julia meint: „Ich kann das schlechte
Gefühl ganz schwer abschütteln. Und höre dann schon in mir selbst
die Stimme: `ich muss, ich muss`.“
Das Wort MÜSSEN macht so viel: Es wirkt sich aus auf das, was ich denke und tue. Es wirkt sich aus auf meine Sicht der Dinge. Alles wird zu Pflicht. Zu einer großen Kraftanstrengung. Ganz anders fühlt es sich an, wenn ich statt „Ich muss“ sage: „Ich kann“ oder: „Ich habe mich dazu entschieden, dass...“.
Klar:
Manches muss ich wirklich erledigen. Stimmt. Manches davon entscheide
ich auch nicht selbst. Aber vielfach ist mein Müssen eine Konsequenz
aus einer Entscheidung, die ich selbst irgendwann getroffen habe. Ein
weiterer Schritt auf einem Weg, den ich bewusst eingeschlagen habe.
Das gilt nicht für alles im Leben, aber – mal ehrlich – doch für vieles.
Wenn
ich jetzt also mal meine „ich-muss-Sätze“ überprüfe, merke
ich: Ich bin dankbar über manches „Muss“. Denn es gehört zu
mir, es ist meine Entscheidung, es ist meine Art zu leben.
Julia sagt: „Eine Geschäftsfrau hat mir erzählt: Sie fühlt sich deutlich weniger gestresst, seit sie das Wort Stress aus ihrem Vokabular gestrichen hat. Vielleicht“, meint Julia, „funktioniert das auch mit dem Wort MUSS…“ Ich nicke. Und trinke in Ruhe weiter meinen Cappuccino.
Sprecherin: Alexa Christ
Redaktion: Petra Schulze