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Kirche in 1Live | 05.08.2020 | floatend Uhr
Der Test
Ich hab vor vier Monaten mein erstes Kind
geboren. Das war krass. Aber nicht nur die Geburt war krass, sondern auch die
Zeit davor.
Natürlich bin auch ich nicht drum rum
gekommen, alle möglichen Bücher und Ratgeber in die Hand gedrückt zu bekommen,
die irgendjemand für besonders sinnvoll für mich hält. Das meiste hab ich nicht
gelesen, damit ich nicht vorher schon durchdrehe, aber ein Artikel hat dann
doch meine Aufmerksamkeit geweckt. 9 von 10 Babys, bei denen Trisomie 21, also
das Down Syndrom festgestellt wird, werden abgetrieben. Ganz ehrlich – ich bin
immer noch geschockt. 9 von 10. Das sind fast alle.
Alle Frauen, die schwanger sind, müssen die
Entscheidung treffen, ob sie vorher einen Test machen, der genau diese
Behinderung feststellen kann. Und dabei geht es natürlich nicht nur um die
Entscheidung für den Test. Wer den Test macht, muss sich darüber im Klaren
sein, dass es zu einer weiteren Entscheidung kommen wird, wenn wirklich eine
Trisomie festgestellt wird. Das Baby behalten oder nicht.
Ich hab mich gegen den Test entschieden. Ich
weiß für mich sehr klar, dass ich nicht darüber entscheiden möchte, ob das neue
Leben, das in mir gewachsen ist, lebenswert ist oder nicht. Ich weiß nicht mal, was das genau heißen soll: „lebenswert“.
Ich möchte und kann das einfach nicht. Was ich aber kann: alles dafür geben,
mein Baby so zu lieben wie es ist. Denn so wie es ist, ist es richtig und das
größte Wunder, das uns Gott geschenkt hat.
Julia Fischer, Köln