Offene Türen

Neulich habe ich so einen digitalen Kettenbrief bekommen. Sinngemäß und verkürzt hieß es da: „Meine Tür ist immer offen. Wenn einer meiner Freunde reden möchte, ist er immer willkommen. Ich werde immer da sein.“ Okay, hab ich mir gedacht, das ist ein schöner Gedanke. Vielleicht etwas vollmundig. Manchmal sind auch meine eigenen Kräfte begrenzt und ich brauche Ruhe. Selbst vor Freunden.

Was mich allerdings wirklich verstört hat, waren die nächsten Sätze in diesem Kettenbrief. Da hieß es dann: „Zuhören ist in der heutigen Zeit sehr wichtig. Schauen doch alle nur auf sich selbst und sind voller Neid und Intoleranz gegenüber ihren Mitmenschen.“

Ich frage mich: was für ein Menschenbild steht hinter so einem Satz? Nicht alle Menschen, nicht einmal die meisten, sind intolerant und neidvoll-egoistisch. Sehr wohl aber sind alle Menschen Kinder Gottes, die es verdienen, wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Auch und gerade die, die mir oder anderen das Leben manchmal schwermachen.

Meiner Meinung nach ist das eine echte Herausforderung, der ich mich stellen soll: mich nicht über die Boshaftigkeit und Schlechtigkeit anderer zu beklagen, sondern ihnen mit Nächstenliebe zu begegnen und ihnen die Augen für die Schönheit des Lebens zu öffnen. Ich glaube, das war auch Jesus wichtig, als er sich für die Feindesliebe starkmachte. Das ist schwer genug, denn ich bin nicht Jesus. Aber Herausforderungen sind ja auch dazu da, um an ihnen zu wachsen.

Sprecher: Daniel Schneider

Redaktion: Daniel Schneider