Standpunkte

Punkte oder Striche sind auf den Boden geklebt, um zu markieren, wo ich zu stehen habe. Vorgegebene Standpunkte.

Ich wähle sie nicht selbst. Ich vertraue einfach darauf, dass es sinnvoll ist, mich genau dorthin zu stellen. Damit übernehme ich Verantwortung für meine Gesundheit und die der anderen. So funktioniert das mit den Standpunkten normalerweise nicht: Einen Standpunkt zu beziehen, ist ein Prozess. Um einen Standpunkt zu entwickeln muss ich entscheidende Dinge wissen. Ich muss mir klar werden, was für mich bedeutsam ist, was sich richtig anfühlt, um mich dann zu positionieren.

´Du stellst meine Füße auf weiten Raum´ - das sagt ein biblischer Autor zu Gott. Das bedeutet Freiheit. Denn nur auf einem weiten Raum kann ich überhaupt einen Standpunkt entwickeln. Ausprobieren, mal hierhin gehen, mal dort schauen und wieder umkehren, bis ich mich aufgehoben fühle. Und: Dieser weite Raum gehört nicht nur mir allein. Meine Freiheit beinhaltet auch die Verantwortung, auf die Freiheit von anderen Menschen aufzupassen. Und deshalb stelle ich mich gerne und mit gebührendem Abstand auf eine der vielen Markierungen, die im Moment überall so zu sehen sind.

Sprecher: Daniel Schneider

Redaktion: Daniel Schneider