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Kirche in 1Live | 06.01.2021 | floatend Uhr
2020 im Koma
Wie soll man eigentlich 2020 jemandem erklären, der das Jahr wegen Krankheit oder Unfall im Koma verbracht hat und jetzt aufwacht? Ist ja schon schwierig genug, mir da selber einen Reim drauf zu machen, auch ganz ohne Koma, ich war ja glücklicherweise wach. Oder war ich?
Von anderen Punkten der Welt aus betrachtet liegen wir hier ganz schön im Koma. Das Jahr ist um, ich habe immer noch einen sicheren Job, kann die Wohnung und im Supermarkt bezahlen, in der Wohnung ist genügend Platz für die ganze Familie.
Also: Ich freue mich extrem auf die Zeit danach, auf die ich trotz aller Coronamutationen ganz feste hoffe. Ich freue mich auf die Händedrücke und Umarmungen, auf die persönlichen Begegnungen, auf Singen und auf die Parties, ja sogar auf Arbeitstreffen und gemeinsame Konferenztische im Jahr 2021, auf’s sorglose Busfahren und auf Großveranstaltungen, ja sogar auf Weihnachtsmärkte, und da war ich echt nie ein Typ für.
Aber das ist nicht die Frage des Jahres. Die große Frage des Jahres ist, wie wir einander und wie wir vor allem denen helfen können, deren Existenzen in 2020 unter die Räder gekommen sind. In 2020 konnte man so am Fernseher schon mal den Eindruck bekommen, wir Besserverdiener mit den sicheren Jobs könnten es uns an der Playstation im Komfortkoma bequem machen.
Aber das wird nicht reichen.
Florian Sobetzko, Aachen
