Ambiguitätstoleranz

Wenn ich gerade was lerne, dann ist das Ambiguitätstoleranz. Ambiwas?, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Aber ich wette, auch ihr habt das ziemlich oft gebraucht in den letzten 12 Monaten. Ambiguitätstoleranz meint nämlich, dass man Mehrdeutigkeiten ertragen kann, also unterschiedliche Meinungen oder Haltungen zum Beispiel. Eigentlich gibt es für uns Menschen nur zwei Möglichkeiten mit solchen Mehrdeutigkeiten umzugehen: radikal und populistisch werden oder eben Ambiguitätstoleranz. Beim Thema Corona, puh, da braucht man ja ‘ne ganze Menge davon. Ich meine, ich finde es ja auch ein bisschen überfordernd, wenn es heißt „Lockdown für alle“ und gleichzeitig noch voll viele Leute jeden Tag ins Büro pendeln. Oder wenn wir vor einem Jahr dachten: „Ach, Covid ist im Grunde nur ‘ne Grippe“ und kurz danach dann: Abstand halten, Maskenpflicht und Homeschooling. Bei dem Thema gibt es ganz schön viele Spannungen und Mehrdeutigkeiten. Trotzdem denke ich, dass es falsch ist, wenn wir jetzt vor lauter Unsicherheit einfach stumpf und radikal werden. Wir müssen halt irgendwie damit klarkommen, dass sich Empfehlungen der Politik nach ein paar Monaten ändern. Einfach weil wieder neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft dazu gekommen sind. Das macht das Ganze nicht unbedingt leichter, aber vielleicht ist es so ‘ne Art Training, wie beim Jonglieren: Je öfter ich übe, die ganzen Bälle in der Luft zu halten, desto leichter fällt es mir irgendwann. Spannungen aushalten lernen: Das ist doch mal ‘ne gute Challenge für die Fastenzeit, die heute losgeht.

Ela Kornek, Münster