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Kirche in 1Live | 20.02.2021 | floatend Uhr
Corona-Messias
Christian Drosten hat seit Corona ganz schön
viele Titel bekommen: „Daddy Drosten“ ist ein bisschen lustig, aber vor allem
ziemlich einseitig und – ich finde auch: sexistisch. Ja, klar, das ist ein
schöner Mann, aber bitte: Der hat doch echt mehr zu bieten als ‘ne braune Wuschelfrisur;
Alter, der ist Chefvirologe der Charité! Und dann gibt’s für ihn ‘ne ganze
Menge Spitznamen, die aus dem religiösen Bereich kommen: Covid-Guru, zum
Beispiel, Corona-Papst oder schlichtweg „der Messias“. Hm, ich glaube
derjenige, der mit diesen ganzen Titeln am allerwenigsten anfangen kann, das
ist Dr. Drosten selbst. Leute, der will echt einfach nur, dass wir ein bisschen
den Ernst der Lage verstehen. Dass es manchmal auch einfach schlau ist, auf
Expertinnen und Experten zu hören, anstatt bei Facebook oder Telegram
irgendwelchen Schwurblern zu folgen.
Ein
Virologe ist ein Wissenschaftler und keine Heilsgestalt. Und auch wenn Ärzte
manchmal „Engel in weiss“ heißen – die können nicht durch Handauflegung heilen.
Vor allem nicht Corona. So verworren diese Zeiten auch sind – und so sehr ich
mir auch wünschen würde, dass mal jemand einen „Patronus“-Zauber kennt oder
„Expelliarmus“ sagt – und dann ist so Harry-Potter-mäßig alles wieder ganz
normal: Jetzt braucht es Wissenschaftler*innen, die die Fakten checken – keinen
Messias…der womöglich tags drauf noch gekreuzigt wird. Und wo wir schon beim
Thema Messias sind: Den Titel spare ich mir echt auf für Jesus – und ganz
ehrlich: Den hat dieser ganze Fame um seine eigene Person im Grunde auch null
interessiert.
Ela Kornek, Münster