Heiße Kartoffeln

Das Prinzip „Heiße Kartoffel“ kommt überall vor. Mal mehr, mal weniger: Ein riesen Hit. Stadien gefüllt, Festivals gerockt. Jubelnde Massen und Freunde ohne Ende. Du hast gar nicht so viele Schultern, auf die andere klopfen wollen. Und dann floppt die nächste Platte. Kann genauso gut Fußballern passieren, die keine Tore mehr schießen oder Schülern, bei denen die guten Noten auf einmal ausbleiben. Im einen Moment bist du ein Star, der Liebling, der, dem alles gelingt. Und im nächsten Moment gelingt dir nichts mehr. Du bist ein Niemand. Statt Schulterklopfen: Tritt in den Hintern. Eben die heiße Kartoffel, die alle fallen lassen.

Verraten und verkauft. Dieses Gefühl habe ich auch schon erlebt. Und ehrlich - die dann noch für Dich da sind – und nicht nur aus Mitleid – das sind diejenigen, auf die du wirklich zählen kann. Und das ist auch das einzig Gute an den Heiße-Kartoffel-Momenten: hier zeigt sich, an wem Du dich wirklich fest machen kannst.

Gestern war Palmsonntag, ich sage mal so: der biblische Heiße-Kartoffel-Tag. Selbst Jesus ist das ja so ergangen: Erst riesen Jubel der Massen beim Einzug in Jerusalem. Und keine Woche später: Tod am Kreuz. An was für einen Gott ich glaube? An einen, der weiß, wie es sich ganz unten anfühlt, als heiße Kartoffel. Und der grade deshalb da ist.

Martin Kürble, Düsseldorf