Gott im Blaumann

Donnerstags fährt Gott nämlich in die Stadt zum Einkaufen.

Und dann macht er einen Zwischenstopp.

Wir trinken eine Tasse Kaffee und reden über ihn, mich und die Welt.

Geklingelt hat es zwar. Aber als ich die Haustür aufgemacht habe, stand da eine fremde Frau. Angezogen mit Blaumann und das Gesicht von einer viel zu großen Maske verdeckt. Hinter schlecht geputzten Brillengläsern lächelte mich ein fröhliches Augenpaar an.

„Guten Tag, Frau Christ“, hat sie gesagt, „ich bin gekommen, um ihren Fröhlichkeitszähler zu überprüfen. Da scheint was nicht zu stimmen.“

Nach unseren Messungen scheint es Ihnen in letzter Zeit nicht so gut zu gehen.“

„Wie auch“, habe ich mehr zu mir selbst als zu ihr gegrummelt. „Corona… kaum Sozialkontakte… Abstandsregeln und und und.“

„Kein Problem, das haben wir gleich.“ Und schon hat sie einen Schritt nach vorne gemacht. Und ich einen zurück. Ist man ja nicht mehr gewohnt.

„Keine Sorge“, hat sie gesagt. „Bei mir gibt’s nur eine Sache, die ansteckend wirken kann.“ Und ehe ich irgendwie hätte reagieren können, hat sie mich fest umarmt. „Na? Wie fühlt es sich an?“

Was soll ich sagen?! Es hat sich gut angefühlt. Richtig gut. Endlich wieder eine Umarmung. Einfach so. Mitten im Leben. Und noch was: Es hat sich auch deswegen toll angefühlt, weil ich gemerkt habe, wer es wirklich war, der mir seine Nähe geschenkt hat. Gott hat doch bei mir vorbeigeschaut.

Sprecherin: Alexa Christ

Redaktion: Daniel Schneider