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Kirche in 1Live | 12.05.2021 | floatend Uhr
Sich gönnen können
„Gönn dir“ war gestern. Das sieht zumindest
irgendwie so aus, wenn ich an die ganzen Posts denke, die mir Instagram gerad
in meinen Algorithmus spült. Klar, ich finde so Finanzthemen ganz spannend,
also Aktien und Anlagestrategien und sowas. Aber seit kurzem, da seh ich nur noch
Bilder von Leuten, die haben ein oberstes Ziel, nämlich: Sparen, sparen,
sparen. Eine Bloggerin rechnet aus, wie hoch ihr Vermögen mit 65 sein wird,
wenn sie sich jetzt mit Anfang 20 ordentlich den Geldhahn zudreht. Und in einem
anderen Beitrag rufen ein paar Leute die „Low Buy or No Buy“-Challenge für’s
Frühjahr aus. Was das
heißt? Wir kaufen nur noch das,
was wir gerade wirklich brauchen. Manche Sachen, die kann man sich ja auch
ausleihen, zum Beispiel Bücher, Spiele oder mal einen Hammer von der Nachbarin,
um nen Nagel in die Wand zu hauen. Das finde ich nachhaltig und klug. Aber es
törnt mich ziemlich ab, wenn diese krassen Sparfüchse sich so öffentlich quälen
und sich einfach gar nix mehr gönnen, noch nichtmal die Kugel Vanilleeis, wenn
die Sonne knallt. Ich habe da ne andere Haltung zu. Im Moment fühlt sich
nämlich alles sowieso schon irgendwie schwer an: Es ist langweilig und zäh,
dass ich nix machen kann und keine Leute treffen darf. Diese blöde Pandemie
macht mir Angst und ich hab wirklich keinen Bock auf Corona. Und deshalb mache
ich’s mir zwischendurch einfach schön und gönn mir was: den Cappuccino in der
Mittagspause, eine neue App, die ich super finde, oder halt auch mal ne Kugel
Eis. Das sind keine krassen Luxusgüter, aber es sind so kleine
Belohnungsmomente im Alltag. Und die tun mir gerade einfach gut. Selfcare und
achtsamer Konsum – das geht auch beides, finde ich.
Ela Kornek, Münster