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Kirche in 1Live | 15.05.2021 | floatend Uhr
Happy birthday Sauerteig
Happy Birthday, du kleiner blubbernder Brei! Ungefähr jetzt ist es soweit: Mein Sauerteig hat Geburtstag! Und ich weiß, das ist voll das Klischee und irgendwie verschroben, aber auch ich hab‘ letztes Jahr angefangen, Sauerteig zu züchten und mein eigenes Brot zu backen. Was in dieser ganzen komischen Stimmung beim ersten Corona-Lockdown angefangen hat, das ist inzwischen ein ganz normaler Teil von meinem Leben: Mein Brot, das mache ich selbst. „Lactobacillus plantarum“, so heißt ein Bakterium, das den Sauerteig so stark und das Brot so locker macht. Und dieser Lactobacillus, der braucht vor allem eins: Luft. Ohne Luft geht nämlich jeder Sauerteig ein. Nur wenn so ein Teig atmen kann, dann wächst er und wird stark. Wenn ich den Deckel draufmache und ihn wegstelle, dann ist mein schöner Sauerteig nach spätestens ein, zwei Wochen kaputt. Das Bild vom Sauerteig gibt’s im Christentum auch: In der Bibel beschreibt Jesus damit das Reich Gottes, das ganz klein anfängt und sich immer weiter ausbreitet, wenn Menschen von Jesus und Gott erzählen. Was Jesus nicht ausdrücklich sagt, was aber eben allen klar ist, die Sauerteig züchten ist: Es braucht dafür Luft zum Atmen, zu wachsen und stark zu bleiben. Deshalb ist es keine gute Strategie von der Kirche, einfach den Deckel draufzumachen, wenn mal ein bisschen frische Luft reinkommen will. Zum Beispiel durch die Frauen, die langsam keinen Bock mehr haben, nur die zweite Geige zu spielen, durch die Menschen, die den Missbrauch anklagen, oder durch Fragen nach dem Sinn oder Unsinn vom Zölibat. Ich sage deshalb: Deckel ab und Luft ranlassen! Ich finde die Botschaft nämlich viel zu schade dafür, dass sie sonst vielleicht irgendwann einfach eingeht.
Ela Kornek, Münster
