Draußen

In Münster verkaufen Menschen mit sehr wenig oder auch gar keinem Geld in der Tasche die Zeitschrift „Draußen“. Eigentlich weiß man schon ziemlich genau an welchen Stellen in der Stadt man angesprochen wird, ob man die Draußen kaufen möchte. Ehrlich gesagt ist einer der ersten Gedanken, wenn ich nach Münster in die Stadt fahre immer, ob ich heute ne Draußen kaufe oder nicht. Und ich gebe ehrlich zu – meistens nehm ich keine. Und ich finds auch nicht cool von mir, aber ich find immer Gründe warum ichs nicht mache. Kein Kleingeld. Keine Zeit. Alles vorgeschoben!!! Meine Freundin RIke ist da ganz anders. Sie kauft nicht nur die Draußen. Sie kennt gefühlt alle Verkäuferinnen und Verkäufer mit Namen und quatscht so gut wie immer mit ihnen. Und obwohl ich das weiß, bin ich jedes Mal wieder beeindruckt. Es fühlt sich an, als würde sie die Menschen schon jahrelang kennen, denn die Gespräche gehen nicht übers Wetter oder Corona, sondern über sehr persönliche Dinge, weil RIke die Leute eben kennt. Mich beeindruckt das. Und gleichzeitig schäm ich mich dafür, dass ich das nicht schaffe. Was hält mich denn ab? Ich komm mit jedem Hinz und Kunz ins Gespräch. Bis mir etwas so richtig peinlich ist, dauert es auch ziemlich lang. Aber ich kriegs einfach nicht hin. Ich fahre öfter aus Münster ohne als mit der Zeitschrift im Gepäck nach Hause.

Ich will das ändern. Ab jetzt steck ich mir immer etwas Geld in die Jackentasche. Dann geht’s schnell und die Kohle ist auch da.

Julia Fischer