Schöner Unfall

„Ja, genau, ich war ein Unfall.“ Immer, wenn ich beim gegenseitigen Abchecken nach meinen Geschwistern gefragt werde, dann grinse ich innerlich und sage irgendwann: „Also, meine Geschwister sind ein ganzes Stück älter als ich. Wir haben 13 und 16 Jahre Unterschied.“ Ich grinse, weil ich weiß, was dann kommt: – Schweigen. Und dann drehen sich so die Rädchen im Kopf und alle in der Runde denken irgendwie dasselbe: „Oh Gott, unangenehm. Die Ela war nicht geplant.“ Ich rede da aber nie groß drum herum und sage dann meist einfach meinen Satz: „Ja, genau, ich war ein Unfall!“ Und dann erzähle ich, was meine Mama mir immer dazu gesagt hat, ganz unverblümt und mit einem Lächeln im Gesicht: Klar, die Familienplanung war schon längst abgeschlossen, so mit zwei Teenies im Haus. Und ja, das mit der Schwangerschaft, das war für alle am Anfang ein ganz schöner Schock. Meine Mama erzählt dann aber immer noch eine Sache, die finde ich total schön. Sie sagt dann sowas: „Ach, Daniela. Wir haben uns so auf dich gefreut! Wir haben uns da einfach mal überrraschen lassen vom Leben.“ Und ich glaube ganz fest, dass ich von dieser Haltung‘ne ganze Menge abbekommen habe für mein eigenes Leben. Vielleicht hab‘ ich das ja schon ganz früh gespürt, damals im Bauch von meiner Mama, wer weiß. Jedenfalls ist es inzwischen so: Wenn ich was gut kann im Leben, dann ist es improvisieren. Ich bin echt flexibel und ich lasse mich auch nicht gleich umhauen, wenn’s mal irgendwo hakt oder nicht so gut läuft. Ich bin fest davon überzeugt: Am Ende wird alles bestimmt gut.