Gebrochenes Schweigen

Mein absoluter Geheimtipp unter den Weihnachtsfilmen ist „Die Geister, die ich rief“, so ein Neunziger-Jahre-Remake von Charles Dickens‘ Klassiker. Ich finde den Film extrem witzig, aber es gibt eine Szene, bei der ich jedes Mal Gänsehaut kriege. Da sagt der kleine Calvin: „Gott gebe uns allen seinen Segen.“ Alle um ihn herum halten den Atem an. Nicht, weil der Satz so ungewöhnlich ist, sondern weil Calvin seit dem gewaltsamen Tod seines Vaters kein Wort mehr gesprochen hat. Und plötzlich macht er den Mund auf und spricht, mitten in einer Livesendung.

Am 25. Oktober 2017 schreibt Alyssa Milano auf ihrem Twitter-Account: „Wenn du jemals sexuell belästigt worden bist, antworte mit „ich auch“ auf diesen Tweet – me too.“ Sie bringt damit etwas ins Rollen. Eine Bewegung, in deren Verlauf Menschen ihr Schweigen brechen. Eine große Welle, die manche Karriere hinweggespült und auch die Kirchen zum Glück nicht verschont hat.

Ich glaube, das hat etwas mit Gott zu tun. In den Geschichten der Bibel passieren solche Momente immer wieder: Menschen finden ihre Sprache wieder. Sie brechen ihr Schweigen und erheben ihre Stimme. Sie heben den Kopf, machen den Rücken gerade und spüren fast körperlich: Ich bin wichtig. Ich bin jemand. Und zwar nicht irgendjemand. Ich bin Gottes Kind. Meine Stimme hat Gewicht.

Wofür willst du in diesem Advent deine Stimme erheben? Was willst du dich selber sagen hören? Was immer es ist – „Gott gebe uns allen seinen Segen.“

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider