Driving Home for Christmas

Die meisten Leute, die ich kenne, fahren Weihnachten nach Hause. Beziehungsweise: Sie fahren zu ihren Eltern, das ist nicht unbedingt dasselbe. Und vielen gruselt es schon davor. Vielleicht gehörst du dazu. Vielleicht fragt dein Vater dich, noch bevor du die Tasche im Flur abgestellt hast, wie lange das mit diesem Studium noch laufen soll, dein Cousin ist doch auch schon fertig und verdient viel Geld. Vielleicht guckt deine Mutter wieder so enttäuscht, wenn du zum xten Mal erklärst, dass „vegetarisch“ eben heißt: Kein Fleisch. Egal, wie viel Liebe im Braten steckt. Deine Oma fragt nach Enkelkindern, deine Tante kommentiert dein Gewicht. Vielleicht gibt es diesen Onkel, der dir nach ein paar Glühwein wieder die Hand aufs Knie legt.

Wenn es dir so geht – dann überleg noch mal, ob du dir das in diesem Jahr geben willst.

Klar, viele Leute sagen, Weihnachten ist das Fest der Familie. Aber das ist ziemlicher Bullshit. Der, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern, hätte garantiert nicht gewollt, dass wir uns kaputt machen lassen.

Vielleicht fährst du trotzdem.

Dann denk daran: Du bist nicht allein.

Und ich wünsche Dir, dass dein persönliches Christkind dich an der Hand nimmt und sie sanft drückt, wenn dir der Puls geht.

Dass er dich vor den Erinnerungen schützt, die in deinem Kinderzimmer auf dich warten.

Dass er dir im richtigen Moment den Mut gibt, die Onkelhand von deinem Knie wegzuschlagen und laut zu sagen: „Fass mich nicht an.“

Dass er dir, immer dann, wenn dir Zweifel kommen, leise ins Ohr flüstert: Du bist wunderbar und unendlich wertvoll.

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider