Wenn Weihnachten schief geht

Vor ein paar Jahren ist es passiert: Bei uns zuhause ist der Weihnachtsbaum umgekippt. Wir waren nicht zuhause, aber der Schock war trotzdem groß genug. Man kommt nach Hause und findet die liebevoll ausgesuchte Nordmanntanne auf dem Boden inmitten von zerknautschten Paketen und zerbrochenen Kugeln.

Ein umgekippter Weihnachtsbaum, das ist für mich so eine Horrorvision in derselben Liga wie ein angebrannter Braten oder ausgefallene Züge an Heiligabend: Ein Symbolbild für Weihnachten, wenn es schief geht. Obwohl Weihnachten doch eigentlich perfekt sein soll. Friede, Freude, Eierkuchen mit Leuten, mit denen das an den restlichen 364 Tagen im Jahr nicht so klappt. Ein Festessen, das aussieht, wie aus irgendeiner Hochglanzkochzeitschrift, obwohl man den Rest des Jahres höchstens mal eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebt. Vielleicht war es gerade dieser Perfektionismus, der unseren Baum umgekippt hat: Weil der Baum zu groß für den Ständer war. Oder der Schmuck zu schwer für den Baum. Weil wir einfach zu viel wollten.

Vielleicht muss Weihnachten gar nicht perfekt sein. Das allererste Weihnachten der Welt war es auch nicht. Gottes Sohn ist in einem versifften Stall zur Welt gekommen, mitten hinein in ziemlich ungeklärte Familienverhältnisse in einer Welt, die auch alles andere als perfekt ist.

Ich werde dieses Jahr ein bisschen bescheidener beim Baumschmücken sein. Und vielleicht schaffe ich es auch, nicht so viel Angst davor zu haben, dass irgendwas schief gehen könnte.

Eigentlich heißt Weihnachten ja: Wenn ich ganz unten bin, dann bin ich genau da, wo Gott zur Welt gekommen ist.

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider