Politikvorlesung beim Schneider

Letztens beim Schneider habe ich echt ne lustige Story erlebt. Ich hatte eigentlich meine Jacke hingebracht, um die Ärmel neu nähen zu lassen. Aber dann hab ich noch viel mehr bekommen.

Als er sich nämlich die Jacke anguckt, fragt er: „Und was machen Sie?“ Ich sage, dass ich Politik studiere und ich gerade ein Praktikum in Düsseldorf mache. Echt mega krass: Daraufhin kriege ich einen kleinen Kulturaustausch und eine Politikvorlesung!

Mein Schneider erzählt mir, was gerade in der Welt politisch passiert und vor allen Dingen was schief läuft: „Sie als Politiker…“ sagt er. „Wir brauchen dafür junge, kreative und intelligente Leute. Vernünftige Leute, die die Wahrheit sagen.“ Er erzählt mir von Grenzkonflikten in Europa und er erzählt mir von den Problemen in der Türkei – da stammt er nämlich her. Er sagt: „Es ist egal, ob du Christ bist und ich Muslim, wichtig ist, dass wir zusammen halten und gemeinsam die Welt zu einem besseren Ort machen. Die Welt gehört nicht nur einem, wir müssen sie uns teilen und vernünftig miteinander umgehen… und nicht in Bomben investieren. Wir müssen vernünftig bleiben.“

Klar, das war nicht unbedingt sehr wissenschaftlich, so wie ich das von der Uni kenne. Aber viel wichtiger war die Message:

Wir brauchen junge, kluge und verantwortliche Köpfe. Aber vor allen Dingen brauchen wir Frieden! Und ich fand das gut von meinem Schneider.

Ach so und meine Jacke ist jetzt übrigens wieder wie neu.

Simon Zalandauskas, Lemgo