Kay und Lisa

Lisa und Kay treffe ich ab und zu bei der Happy Hour in einer meiner Kirchen. Vor ein paar Wochen haben die beiden mir erzählt, dass Lisa Krebs hat und operiert werden muss. Das Gespräch war so zwischen Tür und Angel. Ich hatte keine Gelegenheit nochmal nachzufragen und konnte nur kurz alles Gute wünschen, dann waren sie auch schon weg. Hinterher ist mir erst aufgegangen, was das für ein wichtiger Moment war. Wir haben uns danach eine ganze Weile nicht gesehen. Und dann, beim nächsten Mal, war Kay allein. Ich bin am Ende des Gottesdienstes auf ihn zugegangen und habe gefragt, wo Lisa ist. Er war zuerst total erschrocken, dass ich ihn anspreche. Aber dann habe ich gemerkt, wie gut ihm das getan hat, dass ihn jemand wahrnimmt. Ihn und Lisa – die fehlt. Dass jemand nachfragt, was mit seinem geliebten Menschen los ist. Ein bisschen war es, als hätte ich den Stöpsel aus dem übervollen Herzen gezogen, so dass der ganze Druck, die Sorge und Sehnsucht mal abfließen können.

Er hat mir erzählt, dass Lisa – Gott sei Dank – die Operation gut überstanden hat und die Prognose ganz gut aussieht. Ich habe ihm versprochen, dass ich die beiden in Gedanken weiter begleite.

„Was ist mit Lisa?“ und „Ich denke an euch“. Zwei wirklich einfache Sätze, die einem Menschen zeigen: Ich sehe dich. Zwei wirklich einfache Sätze, die einem Menschen zeigen: Du bist mit dem, was dich bewegt, nicht alleine. Ich habe nochmal neu gelernt, wie wichtig es ist, dass wir die anderen im richtigen Moment wahrnehmen und ganz einfach aufeinander Acht geben.

Martin Kürble, Düsseldorf