Freiheit

Manchmal würde ich gerne etwas anderes machen. Meinen Job hinschmeißen, einfach aussteigen, raus aus dem Hamsterrad. Vielleicht ein Jahr um die Welt reisen und dann auf einem Campingplatz in meinem Wohnwagen wohnen, und: einfach leben.

Ich würde so dies und jenes tun, vielleicht den Nachbarn helfen, ihren Wohnwagen winterfest zu machen, für ältere Leute einkaufen gehen – ich wäre ansprechbar und hilfsbereit. Ich würde einfach mein Leben leben, ohne Angst vor Mieterhöhungen und Jobverlust, ohne Pendlerstress und Kollegenstreit. Früh morgens würde ich vor meinem kleinen Wohnwagen sitzen, den ersten Kaffee trinken und denken: Der ganze Tag gehört dir. Das ganze Leben gehört dir.

Bislang ist das nur ein schöner Traum. Doch manchmal hilft mir dieser Traum tatsächlich. Er erzeugt eine Freiheit im Herzen – denn ich merke: Ich bin ja wirklich frei. Ich könnte ja tatsächlich aussteigen. Selbst wenn ich es nicht mache, diese Gedanken tun mir gut.

Dieses kostbare Gefühl von Freiheit nehme ich mit, wenn ich ins Büro fahre: Ich habe mich schließlich dafür entschieden, dorthin zu fahren und diesen Job zu machen. Ich habe mich dafür entschieden, in dieser Stadt zu leben und in einer anderen zu arbeiten. Ich habe mich dafür entschieden, diese Verantwortung zu übernehmen.

Doch, hey, wer weiß, wie ich mich morgen entscheide oder nächstes Jahr!

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider