Ohne Worte!

Ich habe das Gefühl, das Worte gerade nicht so viel ausrichten. Sie keine Kraft haben. Nicht einmal da, wo ernsthaft verhandelt wird. Wo es so richtig darauf ankommt, auf das Wort, das den anderen erreicht. An einem Tisch mit Putin zum Beispiel. Wo es darum geht zu verhindern, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eskaliert. Das macht mich wütend und hilflos.

Und wenn ich mit anderen darüber rede, merke ich, wir reden viel und sagen wenig. Mein Wort hat keine Kraft. Weil ich über etwas reden, dass ich hilflos beobachten muss.

Ich bin dankbar für eine fundierte Berichterstattung und dass wir auf ein Netz von Korrespondentinnen und Korrespondenten zugreifen können, die mehr Ahnung haben als ich. Die mich informieren.

Mich nerven allerding die vielen halbgaren Kommentare von scheinbaren Expertinnen und Experten; ich finde sie sogar lächerlich. Wie der moralische Zeigefinger auf der Tastatur genutzt wird, um selbst wahrgenommen zu werden.

Dann lieber gar nichts sagen. Oder?

Wenn meine Worte im Trubel der Ereignisse gerade nicht viel Kraft haben, dann verweise ich auf meine Kraftquelle. Auf Gott. Zu ihm kann ich kommen, wenn ich keine Worte finde. Zu ihm Beten. Sogar ohne Worte. Für Kraft. Und für Frieden.

Herr, erbarme dich!

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze