Krieg an Karneval

O Mann, heute: Rosenmontag. Und dann ist ausgerechnet an Altweiber wieder ein Krieg in Europa ausgebrochen. Mir ist der Karneval im Hals stecken geblieben. Was für ne Zeit. Und dann habe ich am Freitag noch meinen Vater beerdigen müssen. Das allein war schon ziemlich hart...

Am Tag, als Papa starb, da haben wir auf seinem Rechner einen Abschiedsbrief gefunden. Den hatte er an seine Freunde verfasst. Mein Papa wusste schon länger, dass er sterben musste. Lungenkrebs. Diesen Brief haben wir am Freitag bei der Beerdigung verlesen. Und an einer Stelle ist mir alles im Hals stecken geblieben. Denn: Mein Vater schreibt an seine Freunde, dass er – trotz Krebs – so dankbar ist für dieses Leben, das er hatte. Vor allem: dass er nie Krieg hatte. Ihr müsst wissen: Mein Papa hat seinen Opa nie kennen gelernt. Der starb im ersten Weltkrieg in Frankreich. 2008 war ich mit meinem Papa und seinem Vater, also meinem Opa, an dessen Grab in Frankreich auf einem Soldatenfriedhof. Und meinem Opa, damals 95 Jahre alt, sind dabei die Tränen gekommen. „Dieser verdammte Krieg“ hat er gesagt, als er den Namen seines Vaters las, an den er keine Erinnerung hatte, weil er erst 5 Jahre alt war, als der starb.

Das klingt alles mit, wenn ich an den Abschiedsbrief von meinem Vater denke: Mein Vater, der Jahrgang 1949 war so dankbar für sein Leben, das eben keinen Krieg kannte.

Und wir, wir leben hier und es geht uns gut. Wir kennen keinen unmittelbaren Krieg, müssen nicht fliehen oder ums eigene Leben fürchten. Aber Osteuropa ist nicht weit – und da ist jetzt Krieg, quasi vor unserer Haustür. Was tun, damit der Krieg dort aufhört? Das frage ich mich gerade die ganze Zeit…

Klaus Nelißen, Köln