Gleichzeitigkeit

„3, 2, 1 – los!“ Woah, ich freu mich voll – endlich kann ich mal wieder Improtheater spielen und einen Impro-Workshop leiten. Es ist wirklich das allerschönste, wenn Leute zum ersten Mal auf der Bühne stehen und was Neues ausprobieren. Ich kann in Echtzeit dabei zuschauen, wie die über sich selbst hinauswachsen und spontan und frei und fröhlich sind. Zwar haben wir dabei alle noch ‘ne Maske auf – safety first – aber voll egal: Nach diesen letzten zwei Jahren mit all den Einschränkungen und Kontaktsperren tut das jetzt einfach richtig gut: zusammen lachen und spielen. Aber zwischendurch zwickt es in mir drin. Und das merke ich auch bei den anderen. Dürfen wir das? So ausgelassen fröhlich sein und laut und lustig, wenn woanders gerade Krieg ist? Irgendwie fühlt sich gerade vieles so schräg und falsch an. Alles ist gleichzeitig: das Gute und das Schlechte. Das ist ultraschwer auszuhalten, finde ich. Aber vielleicht braucht man diese lockeren und leichten Momente gerade auch – für die eigene Psychohygiene, also um selber klar zu kommen. Wenn ich mal kurz abschalte, wie hier beim Improtheater, dann gehe ich danach irgendwie gestärkt weiter. Ich habe mehr Kraft und Energie, und kann diese Gleichzeitigkeit von diesen vielen Sachen irgendwie besser ertragen. Ich mache ne Pause von der Welt da draußen, schüttele mich kurz durch und ja, ich lache auch mal richtig laut. Das macht das da draußen nicht besser, aber vielleicht hilft es ja auch anderen, wenn ich mich danach wieder stärker und sicherer fühle. Das wünsche ich mir jedenfalls.

Ela Kornek, Münster