Kaffee trinken

Gestern saß ich entspannt auf der Terrasse. Kaffee in der Hand, Musik im Ohr.

Da hab ich mich einfach gut gefühlt. Und habe kurz vergessen, dass gleichzeitig in der Ukraine Krieg herrscht. Menschen sterben. Zack -
Da war mein schlechtes Gewissen zurück.

Mein Gott, denke ich - es ist doch Krieg! Ich muss helfen.

Meine Freundin Sammy findet, dass Krieg und Glücksmomente kein Widerspruch sind.

Sie sagt: „Diese Welt ist so groß, dass es auf der einen Seite große Momente der Freude und auf der anderen Seite unendliches Leid geben kann. Gleichzeitig. Das war schon immer so. Und das wird immer so bleiben.“

„Tja“ sage ich, „kann ja sein. Aber ich traue mich ja kaum noch, jemandem einen guten Morgen zu wünschen, während in der Ukraine Menschen sterben.“

Sammy zeigt mir einen Post. Zwei Menschen heiraten in der Ukraine. In Uniform. Drumherum Zerstörung. Die beiden lächeln und sind – wenigstens kurz – glücklich.

Feiern und Freude finden sogar im Krieg statt. Und diese Freude kann man den Menschen doch auch nicht nehmen. Puh, denke ich: Das bringt mich trotzdem ganz schön an meine Grenzen.

Sammy sagt noch: „Es geht ja auch gar nicht darum, permanent Party zu machen und nicht wahrzunehmen, was gerade passiert. Aber: Wir müssen auf uns und aufeinander achten, eben damit wir einander auch helfen können.“

Das verharmlost den Krieg ja nicht. Aber es ist wichtig, unserer Seele mal eine Atempause zu gönnen.

https://www1.wdr.de/nachrichten/impuls-feiern-trotz-krieg-shoo-100.html

https://www1.wdr.de/nachrichten/ukraine-krieg-doomscrolling-100.html

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider