Singen

„Du kannst nicht singen – in unserer Familie waren immer schon alle total unmusikalisch.“

Vermutlich war’s ein Scherz, wenn meine Tante das als Kind zu mir gesagt hat. Aber ich hab das irgendwie geglaubt.

Manche Worte können sich richtig tief einbrennen. Dafür braucht es nicht mal eine absichtliche Beleidung. Auch einfache Sätze können verletzen.

Denn Worte haben eine gewaltige Kraft. Als eine Musiklehrerin mich Jahre später fragt, ob ich im Schulchor singen will, sage ich: Ich kann gar nicht singen.“ - „Und wie Du das kannst“ strahlt sie mich an. Ich hab mich erst nicht getraut; zu sehr hat mich der Satz meiner Tante beeinflusst. Aber meine Lehrerin hat mich immer weiter ermutigt. Und ich habe gemerkt: Ey, das funktioniert ja auch umgekehrt:

Worte können bremsen, verletzen und echten Schaden anrichten.

Aber Worte können auch aufbauen, heilen und motivieren. Wie die Worte meiner Musiklehrerin. Ich versuche seitdem, öfters einfach so zu einer fremden Person ein paar gute Worte zu sagen. Und dabei zu lächeln. Ich stelle mir dann vor, wie mein Lächeln und mein Lob die Person motivieren. Und wie sie dann jemand anderen einfach so anlächelt und was Nettes sagt. Und vielleicht kommt dann eine richtige Kette zustande - und irgendwann bekomme ich meine netten Worte dann zurück.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider