Kältebus

Es ist früh. 4 Uhr morgens. Ich helfe Jannis.

Als erstes schaltet er die große Kaffeemaschine an. Dann packt er Essen in Kisten – vor allem Brot, Suppe und Gemüse. Er stapelt sie in den Kleinbus. Ich schleppe ein paar Sixpacks Wasser hinterher. Außerdem warme Decken, gebrauchte Jacken. Bis alles im Bus ist, ist der Kaffee fertig. Die heißen Kannen haben einen festen Platz – im Kältebus.

Jannis fährt ihn gleich mit ein paar anderen Freiwilligen in Richtung Hauptbahnhof.

Dort warten viele auf Frühstück und etwas Wärme. Jannis nennt sie Gäste. Wir kennen sie als Obdachlose. Das heißt, sie haben keine feste Wohnung, schlafen in Parks, unter Brücken oder in Notunterkünften.

„Aber sie sind eben zuallererst Menschen“ sagt Jannis. „und fast niemand achtet auf sie und ihre Nöte.“

Jannis hört viele Vorurteile. Das seien alles Versager.

Aber Jannis weiß, dass die Menschen es nicht immer einfach hatten. Manchmal ein oder zwei krasse Schicksalsschläge – dann entwickelt sich eine Depression oder ne andere Krankheit – und die Spirale dreht sich.

Wie bei John. Er war Anfang 30, als sich seine Frau von ihm trennt. Das gemeinsame Konto hat sie leer gemacht. Job weg, er konnte keine Miete mehr zahlen – und stand dann er von heute auf Morgen auf der Straße.

Fast eine halbe Million Menschen in Deutschland sind wie John wohnungslos. Das finde ich unfassbar.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider