Frei Sein

„Ey Ela: Ich kenne niemanden, der so frei ist wie du. Du denkst irgendwie anders und deine Ideen haben erstmal keine Grenzen.“ Christian hat das vor fünf Jahren zu mir gesagt. Und da denke ich immer noch ganz oft dran. Ich fand damals, das ist ein riesen Kompliment. Hm – aber jetzt mal ganz ehrlich: So frei bin ich auch nicht… Ich mache mir oft genug nen Kopp darüber, was irgendwer anders wohl denken könnte. Deshalb habe ich diesen Satz von Christian auch nach fünf Jahren immer noch so klar im Ohr: „Du bist so frei.“ Denn irgendwie sehe ich das seitdem als so ne Art Aufgabe an, als meine kleine innere Challenge: Ich möchte versuchen, groß und schräg und anders zu denken. Ich will Pläne schmieden, kreativ sein und Ideen spinnen. Ganz frei und ohne krasse Grenzen im Kopf. Und ich will das auch für die mittun, die das vielleicht gerade nicht so gut können oder dürfen. Denn: Das ist ja ein totales Privileg, dass ich überhaupt so frei denken und reden darf. Was für ein Glück, dass ich genau hier und heute lebe – unter vielen Leuten, die das okay finden und die mich so nehmen, wie ich bin. Ich hab‘ alles, was ich brauche zum Leben, und keine krassen Sorgen oder Nöte. Für mich ist das eigentlich ziemlich leicht, frei zu sein. Und deswegen: Immer wenn die Gefahr besteht, dass ich mich von irgendwem oder irgendwas zu sehr abhängig mache, wenn ich mir meine eigenen verrückten Ideen verbiete oder stumm werde, dann denke ich an Christian und seinen Satz zurück. Und dann bin ich total dankbar für diese Freiheit, in der ich das alles machen darf: leben und denken und wilde Ideen spinnen.

Ela Kornek, Münster