Einsiedlerinnen-Tag

Boah, was waren die letzten Wochen geil – ich war super viel unterwegs, hatte richtig viele Termine für die Arbeit, die sooo Spaß gemacht haben, ich war endlich wieder auf Konzerten, hab getanzt, gelacht, viel Bier getrunken und das Leben gefeiert. Meine Wochen waren richtig voll – hier noch schnell hin, ne Freundin treffen, da noch flott nen Arbeitstermin und hier nochmal eben zwei Tage Berlin.

Das war unglaublich schön. Und gleichzeitig manchmal auch: Alles viel zu viel, irgendwie überfordert mich das alles auch, nach zweieinhalb Jahren Pandemie.

Und ich muss dann echt gut gucken, was ich mache, damit ich nach n paar Wochen nicht völlig k.o. bin. Wenn ich echt viel Action habe, brauch ich auch immer wieder echte Pausen.

Ich hab immer wieder Einsiedlerinnen-Tage gemacht. Meine neuste Erfindung – also bin nicht zur Nonne geworden. Aber wie die Einsiedlerinnen in den Klöstern hab ich mal Abstand gesucht. Wenn mal n Tag nix war, hab ich meine Wohnungstür von innen abgeschlossen und war einfach nur in meinen zwei Zimmern. Hab auf meiner Couch gechillt, Serien geschaut, mal n bisschen aufgeräumt und geputzt, mich wieder aufs Bett gelegt und nen Podcast gehört. Einfach Zeit für mich. Ganz allein. Totale Ruhe. Und das hat was Spirituelles – auch wenn ich da nicht die ganze Zeit bete. Halt: Das Leben von ner Einsiedlerin, mal eben für nen Tag.

Rike Bartmann, Münster