Church-Van-Life

Markus hat ‘nen roten Bauwagen. Und damit macht er richtig Strecke. Das passt gut ins Jahr 2022, denn Van-Life ist ja das Ding. Nicht nur in meiner Insta-Timeline, sondern auch im echten Leben habe ich noch nie so viel über Bullis und Wohnmobile gehört wie in diesem Jahr. Gefühlt wollte sich jeder einen Transporter ausbauen oder mit dem Wohnwagen nach Portugal. Aber bei Markus und seinem roten Bauwagen ist das ein bisschen anders: Markus arbeitet nämlich für die Kirche. Und der macht das ziemlich gern und richtig gut. Denn es ist ihm total wichtig, bei den Leuten zu sein, ihnen zuzuhören und mit ihnen über Gott zu reden, wenn sie das möchten. Und weil die Ecke, in der er wohnt, total ländlich ist, müssen die Leute echt weite Strecken überwinden, wenn sie zur Kirche gehen wollen. Und bevor er Frust schiebt, weil keiner kommt, hat Markus gedacht: Viel schlauer ist es doch, wenn die Kirche selber den Hintern hochkriegt und zu den Leuten kommt.
Und damit tut er das, was die katholische Kirche vor genau 60 Jahren diskutiert hat, nämlich beim 2. Vatikanischen Konzil: Da gab es das Bild vom „wandernden Gottesvolk“ – also von einer Kirche, die unterwegs ist. Van-Life aus Überzeugung. Und deshalb hat Markus den Bauwagen gekauft, rot angemalt und fährt zu den Leuten hin: Er besucht die Grundschulkinder im Religionsunterricht, feiert Gottesdienst auf einem alten Bauernhof oder steht mit dem Bauwagen auf dem Marktplatz und zeigt: Ich bin da für euch.
Und genau so wünsche ich mir die Kirche: unterwegs mit den Menschen und offen für ihre Fragen, mittendrin und ganz natürlich einfach dabei. So wie Markus mit seinem roten Bauwagen.

Ela Kornek, Münster