Gönnen können

Rike kann so richtig gut gönnen. Also sich selber, denn sie weiß, wie man das Leben genießt und wie man das Beste aus jedem Tag rausholt, keine Frage. Aber meine Freundin Rike kann noch eine Sache richtig gut: nämlich anderen Leuten etwas gönnen. Wenn ein neues Pärchen so superverliebt ist und wir anderen schon genervt die Augen verdrehen beim nächsten Knutscher: Rike freut sich mit denen. Wenn eine Freundin das dritte Mal im Jahr in einen richtig fetten Urlaub fährt: Rike stößt drauf an. Und selbst wenn sie gerade vielleicht selber einen harten Tag hat und nix nach Plan läuft: Rike kriegt das trotzdem hin, sich so ganz ehrlich für andere zu freuen, denen es gerade besser geht. Ich bewundere das sehr. Denn auch wenn ich vom Naturell her eher kein neidischer Mensch bin: Manchmal nervt es mich halt doch, wenn andere was haben, das ich vielleicht tief drin auch gern hätte. Nen unbefristeten Arbeitsvertrag zum Beispiel oder ein dickes Haus, das von Omas Erbe abbezahlt wurde. Das Gute ist, dass Rike mich dann ziemlich schnell wieder einnordet: „Du guckst den Leuten schließlich nur vor den Kopf. Und wer weiß, was sonst so los ist im Leben von den Leuten. Da tut denen das vielleicht auch einfach gut: die Sicherheit von Job und Haus, ein geiler Urlaub oder endlich wieder verliebt sein.“ Damit hat Rike total Recht. Also: Das Tagesevangelium nach Rike ist: Nicht neidisch sein, sondern einfach auch mal gönnen können!

Ela Kornek, Münster