Gutes Neues

Na, wie oft habt ihr heute „Gutes Neues“ gehört oder gewünscht? Klar, macht man ja so. Und am zweiten Tag des Jahres geht es mir auch noch nicht ganz so auf die Nerven. Aber mal ehrlich – was verbinde ich mit diesem „Gutes Neues“? Spätestens seit dem letzten Jahresstart habe ich damit echt Probleme. Da dachte ich noch so „Mensch, Corona geht zu Ende, jetzt einmal kräftig schütteln und mit Vollgas in die Zukunft“. Und dann hat Putins Angriff auf die Ukraine einen so heftigen Strich durch diese Aufbruchstimmung gemacht, dass ich mit meinem Optimismus vorsichtig geworden bin. Und das nach zwei Jahren Pandemie, wo ich eigentlich dachte, die Menschheit wäre ein bisschen näher zusammengerückt. Ja - und Corona ist natürlich auch immer noch nicht vorbei. Was fange ich also an mit diesem Jahr 2023? Ist ja nicht so, dass ich mit dem Neustart alles auf Null setze und einfach von vorne beginne. Meine Sorgen, Aufgaben und Zweifel nehme ich ja leider einfach mit in die nächsten 365 Tage. Und trotzdem können Putin und Corona mir meine Hoffnung und meinen Optimismus nicht ganz nehmen. Warum nicht? Zum Beispiel weil ich die ukrainischen Kids in den Flüchtlingsunterkünften meiner Stadtteile vor Augen habe. Ich sehe, wie die sich in der Schule reinhängen, ihren Alltag meistern und sich gegenseitig Halt geben. Kein Krieg und kein Virus konnten das auslöschen. Das ist stark, das ist echt, das ist stabile Hoffnung darauf, dass es weitergeht und besser wird. In diesem Sinne: „Gutes Neues“.

Martin Kürble, Düsseldorf