Sea eye

Ein Tag Menschen retten auf dem Mittelmeer kostet 7000,- Euro. So einfach oder schwer ist das. Ohne das Geld können die Schiffe von Sea Eye und den anderen privaten Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer nicht rausfahren. Und das bedeutet, dass die Flüchtlinge, die sich auf die gefährlichste Route weltweit machen, dem offenen Meer schutzlos ausgeliefert sind. Die Hoffnungslosigkeit, die die Menschen in diese Boote treibt, ist für uns nicht fassbar. Wellen, Dunkelheit, Kälte. Die Gefahren und Ängste auf dieser Passage sind für uns nicht vorstellbar. In total überfüllten, winzigen Booten treiben sie auch in diesem Jahr einer Hoffnung entgegen, die kaum noch real ist, denn nicht nur die See ist rau – auch der Ton in Europa. Wieder mal. Getrieben von nationalen Interessen und wirtschaftlichen Ängsten werden sichere Häfen verriegelt und verrammelt. Aber hier geht es nicht darum, ob der Gaspreis steigt, sondern darum, dass Flüchtlingsboote sinken. Und mit ihnen Menschen. Familienväter ertrinken. Töchter und Söhne ertrinken. Mütter, Brüder, Schwestern ertrinken. Vor den Küsten des Mittelmeeres, an denen wir im Sommer wieder Urlaub machen werden.

Sarah und die anderen der Land-Crew von Sea-Eye engagieren sich, damit das Sterben im Mittelmeer irgendwann ein Ende hat. Und damit die Menschen, die jetzt unterwegs sind, nicht ertrinken, an Unterkühlung oder Entkräftung sterben. Sie unterstützt das Team an Bord des Rettungsschiffs durch Aktionen in deutschen Städten, um auf die Not der Flüchtlinge aufmerksam zu machen und dadurch die Rettungseinsätze mit Spenden zu finanzieren. 7000,- Euro kostet ein Rettungstag auf dem Mittelmeer.

Martin Kürble, Düsseldorf