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Kirche in 1Live | 02.09.2024 | floatend Uhr
Bodyshaming
„Julia hat krass zugenommen, der Hintern in dem Kleid, …“
Mir gegenüber sitzt ein Paar. Ich kenn‘ sie nicht. Sie sind wie wir bei der Hochzeit einer Schulfreundin eingeladen. Ich mag nicht, wie sie über meine Freundin sprechen. Weil ich keine schlechte Stimmung aufkommen lassen will, sag‘ ich aber nichts.
Ich schau meine Freundin an. Das rote Kleid steht ihr super. Sie leuchtet richtig zwischen den anderen Gästen an der Bar. Jetzt lacht sie rüber und fragt wild gestikulierend, ob ich auch was trinken will. Klar will ich. Etwas später steh‘n wir zusammen, erzählen von früher, haben Spaß. Sowas tut gut. Ein besonderer Moment im Alltag.
Das Bodyshaming der anderen Gäste geht mir auch Tage nach der Hochzeit nicht mehr aus dem Kopf. Es ist nicht ok, über den Körper und das Aussehen eines anderen Menschen zu urteilen, ohne zu wissen, warum jemand trägt, was er trägt, aussieht wie er aussieht. Nein eigentlich ist es für mich sogar gar nicht ok.
Meine Freundin muss zum Beispiel Medikament nehmen. Einige davon verursachen, dass ihr Körper Wasser einlagert. Jeder Mensch hat eine Geschichte.
In der Bibel steht: Du bist wunderbar gemacht. Das sagt Gott und meint damit: ‚Come as you are‘. Also: weil ich’s für meine Freundin nicht gemacht hab‘ und mich schäm‘, rate ich euch heute: Lasst Bodyshaming nicht einfach im Raum stehen. Sagt Menschen: „Du bist wunderbar gemacht!“ und nicht „Wie siehst du denn wieder aus.“
Sprecher: Jan Primke
