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Kirche in 1Live | 23.08.2024 | floatend Uhr
Nichts
Kennst du die Komposition 4’33 von John Cages? Wir können ja mal kurz reinhören:
Das war ein kurzer Ausschnitt aus 4‘33. Das Stück dauert 4 Min und 33 Sekunden. Es hat keine einzige Note. Es herrscht Stille, die nur durch zufällige Geräusche wie das Knacken des Holzbodens, das Atmen des Nachbarn, oder das Hupen eines Autos gefüllt wird. Der Komponist, des berühmtesten sang- und klanglosen Musikstücks der Welt, war der Meinung, nur das Nichts mache „offen für alles“. Er sagt: Das Nichts ist ein Zustand reiner Möglichkeiten.
Die christliche Kirche lehrt, Gott habe das Universum – unsere Welt – aus dem Nichts erschaffen. Und in der Zen-Philosophie wird das Nichts als Quelle des Friedens und der Erleuchtung betrachtet.
Wir alle tragen das Nichts in uns. Es stört nicht und nimmt nicht viel Platz weg, aber trotzdem mögen wir es nicht. Denn die Stille, die das Nichts verbreitet, ist irgendwie unangenehm. Man hat das Gefühl, dass sie direkt aus der Unendlichkeit des Universums kommt. Die Stimmung die sich ausbreitet, ist kalt und dunkel.
Damit tun wir dem Nichts aber Unrecht – glaube ich. Das Nichts macht nämlich auch frei. Spätestens im Urlaub merk‘ ich das immer wieder. Das Nichts tut gut. Nichts machen, ist Erholung pur, auch an so einem ganz normalen Tag wie heute.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
