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Kirche in 1Live | 27.09.2024 | floatend Uhr
Rita und das Fernmeldeamt
Ich hab ne Freundin, die ist schon n bisschen älter. Genau genommen über 80. Rita wohnt hier in meinem Dorf und ist toll!
Wenn ich sie treffe und wir Zeit haben, quatschen wir. Rita hat schon viel erlebt und ist immer noch wach dabei. Letztens hat sie mir vom Fernmeldeamt erzählt.
Da hat sie nach dem Krieg gearbeitet. Das Fernmeldeamt hat früher das gemacht, was heute automatisch passiert, wenn wir im Handy auf „anrufen“ drücken. Damals ging das von Hand. Rita musste die richtigen Knöpfe drücken, Hebel und Tasten, Kabel und Stecker in Bewegung bringen. Damit hat sie Verbindungen hergestellt, wenn Telefongespräche angefordert wurden. In die nächste Stadt oder ins Ausland.
Rita ist richtig froh, dass das heute anders läuft.
Mit ihrem Sohn in den USA kann sie nämlich einfach mit der Handykamera sprechen. Er nimmt sie manchmal so sogar mit zum Shoppen …
Das finde ich total süß, wenn sie das erzählt und ich freue mich für meine 80jährige Freundin! Und trotzdem denke ich noch an das Fernmeldeamt…
Denn im Leben ist das mit den Verbindungen ja auch eher Handarbeit, das läuft nicht automatisch. Wenn ich ne echte Beziehung aufbauen will, muss ich investieren, Hebel und Knöpfe betätigen wie beim Fernmeldeamt. Und eben auch richtig Geduld haben. Rita weiß das schon lange.
Christiane Mussinghoff, Coesfeld
