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Kirche in 1Live | 15.10.2024 | floatend Uhr
Schmetterlinge am Himmel
Bauernproteste waren in den Medien Anfang des Jahres ein großes Thema. Nun sehe ich, dass ein Bauer eine ganz andere Art von Protest durchführt. Er bewirtschaftet eines seiner Felder nicht mehr. Gräser und Blumen, anstatt Weizen und Kartoffeln. Schmetterlinge am Himmel. „Verliert er dadurch nicht auch Geld?“, frage ich mich.
Ich gehe der Sache auf den Grund. Der Bauer erzählt mir, dass er das Feld nicht wegen des Geldes brach liegen lässt. Er tut es, weil er das Land, seine Tiere und seine Pflanzen liebt. Sein Vater hat ihm erzählt, dass er in seiner Kindheit Schmetterlinge gefangen hat. Auf die Sammlung auf dem Dachboden ist er auch heute noch stolz. Heute sind die Felder überdüngt. Und Schmetterlinge gibt es fast keine mehr. Glyphosat, aber auch die harmlos wirkende Gülle tötet die Artenvielfalt.
„Gott hat mir das Land geschenkt. Das bedeutet aber auch, dass ich es gut behandeln soll“, schwärmt der Bauer. Es sind sechs Jahre, in denen ich ein Feld bestelle. Im siebten Jahr soll es ruhen, damit auch meine Kinder und deren Kinder etwas davon haben. Nachhaltigkeit, anstatt der schnelle Gewinn. Das ist für mich eine neue, christliche Perspektive auf die Landwirtschaft. Ich schließe meine Augen. „Da! Ein rot-schwarzer. Spitze Flügel. Und ein gelber.“ Am Himmel sehe ich Schmetterlinge.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel