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Kirche in 1Live | 28.10.2024 | floatend Uhr
Schenk mir Frieden
Die 90er Jahre haben mich geprägt. Ich bin ich einer friedlichen Welt groß geworden. Ich wusste, was Krieg ist. Die Fotos in den Geschichtsbüchern waren schwarz und weiß. Und wenn irgendwo ein Krieg war, dann war das weit weg.
Für mich brach diese Welt erst mit dem Krieg in Syrien zusammen. Unser Land öffnete die Grenzen für Menschen, die vor dem Elend entkommen wollten. Eine tolle Geste. Geprägt von dem, das mir auch wichtig ist: Nächstenliebe. Diese Liebe war in ganz Deutschland zu spüren. Gleichzeitig formierte sich aber auch eine Gegenbewegung. Und heute fühlt es sich für mich so an, als würde hier auch so etwas wie ein Krieg toben. Es ist kein Krieg mit Waffen, sondern einer mit Worten. Worte, die sich Politiker:innen in Talkshows an den Kopf werfen. Worte, die Familien zerreißen.
Ich habe gelernt, dass die Welt viel kleiner ist, als ich eigentlich dachte. Butterfly-Effekt: Wenn ein Schmetterling in der Ukraine mit den Flügeln schlägt, hat das bei uns Auswirkungen. Es hängt alles miteinander zusammen. Als ich damals mit meiner Freundin in unsere erste Wohnung gezogen bin, war die Gasrechnung eine Herausforderung. Der Kassenzettel aus dem Supermarkt? Sehr belastend. Das hat auch was mit den Kriegen zu tun.
Ich bin dankbar für meine friedliche Kindheit. Und ich bin dankbar, dass es nur ein Kassenzettel ist, der mir heute schlaflose Nächte macht. Keine Raketen. Keine Bomben. Ich danke Gott. Und ich wünsche mir: Frieden. Für mich. Für uns. Und für die Welt.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
