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Kirche in 1Live | 17.10.2024 | floatend Uhr
geschenkte Zeit
Ivan ist gerade aus Schottland zurück. Dort ist er mit dem Bus und Bahn von Ort zu Ort gereist. Er zeigt mir ein Foto von einem alten Hotel mit großer Turmuhr. „Habt Ihr da etwa übernachtet?“, frage ich.
„Nein…“, sagt Ivan mit etwas Bedauern in der Stimme. Das ist das Balmoral-Hotel. Krasser Schuppen. Die Queen ist da schon mal eingecheckt. Sängerin Adele auch. Aber vor allem steht das direkt neben dem Bahnhof. Und wir mussten ja unser‘n Zug kriegen und so. Deshalb sind wir die Straße runtergerannt…“ Dann zoomt er mit seinen Fingern auf den Glockenturm und erzählt weiter: “… und als wir am Bahnhof ankamen, sollte der Zug eigentlich schon weg sein, fuhr aber gerade erst ins Gleis.”
Und dann platzt es vor Erstaunen und Freude aus ihm heraus: „Wir dachten, wir haben den Zug verpasst. Aber seit die da 19hundertirgendwas das Hotel eröffnet haben, geht diese Uhr – er zeigt auf den Glockenturm – außer an Silvester immer drei Minuten vor. Wir waren also gar nicht zu spät.“
Zuhause fällt mir ein Lied ein, das mein Papa manchmal zum Einschlafen für uns gesungen hat. Darin geht’s um den hektischen Alltag. Und um Gott. Im Lied heißt es: “Meine Zeit steht in Deinen Händen.” Also in Gottes Händen.
Für morgen nehm ich mir was vor: Ich leg meine Smartwatch ab und krame nach meiner analogen Armbanduhr. Die stelle ich fünf Minuten vor. Ein bisschen geschenkte Zeit, die ich in Gottes Hände lege.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel