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Kirche in 1Live | 02.11.2024 | floatend Uhr
Mensch statt Schlagzeile
In den Nachrichten, auf Insta und TikTok reden sie viel vom Nahen Osten. Israel. Palästina. Libanon. Für mich sind diese Länder eigentlich ganz weit weg. Aber das, was da passiert find‘ ich krass. Mehr als ein Jahr ist es her, dass die radikalislamische Terrororganisation Hamas Israel angegriffen hat. Seitdem ist so viel passiert.
Die Bilder vom Krieg, der ganz weit weg ist und irgendwie auch ganz nah, lassen mich nicht los. Ich fühl mich hilflos. So viel Hass und Gewalt, so viel Leid.
Auf der Arbeit treffe ich meinen Kollegen Samir. Er ist in der Grenzregion in Gaza aufgewachsen und wohnt seit 10 Jahren in Wuppertal. „Weißt du,“ – sagt Samir – „es fühlt sich oft an, als ob wir hier vergessen werden. Die Menschen sehen die Schlagzeilen, aber sie sehen nicht … uns!“
Samirs Augen wirken müde. „Wir müssen so viel aushalten,“ sagt er. „Die Angst, dass jede Nacht wieder Bomben fallen. Familien verlieren ihre Häuser, Freunde, die verschwinden, und niemand weiß, ob sie je zurückkommen. Es ist nicht nur der physische Schmerz, es ist der ständige Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit.“
„Was kann ich tun?“, frage ich.
Samir überlegt. „Hör uns zu. Versteh, dass wir Menschen sind, keine Schlagzeilen. Und erzähl weiter, was du von uns erfährst. Denn das ist schon ein Anfang. Und vielleicht: beten. Ich weiß, es klingt klein; aber ein gemeinsames Gebet – das gibt Hoffnung. Und genau die brauchen wir. Sonst bleibt uns gar nichts mehr.“
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel