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Kirche in 1Live | 08.11.2024 | floatend Uhr
Im Zug – und doch verbunden
Ich fahre viel mit dem Zug, und meistens ist das echt entspannt. Solange nicht gerade ein Seniorenausflug mit Piccolöchen oder irgendwelche Auswärtsfans im Wagen sitzt, ist es ruhig. Alle haben ihre Kopfhörer drin, gucken aufs Handy, und jeder bleibt für sich. Niemand geht dem anderen auf die Nerven. Ein Traum.
Aber dann gibt es diese Momente, wenn der Zug plötzlich stehen bleibt und nicht weiterfährt. Erstmal passiert gar nichts, außer ein paar schon leicht genervten Seufzern. Das sind die Vielfahrer wie ich. Aber je länger wir rumstehen, desto mehr bewegt sich dann doch was. Die ersten nehmen ihre In-Ears raus, weil sie die Lautsprecherdurchsage verpasst haben. Einer fragt über den Gang: „Zeigt deine App schon was an?“ Langsam passiert etwas, was ich sonst selten im Zug erlebe: Die Leute fangen an miteinander zu reden.
Wenn es richtig lange dauert, helfen die Leute sich plötzlich sogar gegenseitig. Da wird Wasser ausgetauscht, jemand verteilt Snacks. Und für einen kleinen Moment denke ich: Vielleicht sind wir uns gegenseitig doch nicht so egal. Zum Glück ist die Bahn meistens nicht so schlimm, dass wir das ständig testen müssen. Aber gut zu wissen: Wenn’s drauf ankommt, achten wir hierzuladen doch ganz gut aufeinander.
Christian Schröder, Aachen