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Kirche in 1Live | 22.11.2024 | floatend Uhr
Wer leistet, der erntet
Ich habe doch tatsächlich vor ein paar Wochen auf einer Hochzeit gehört, dass der Bräutigam in seiner Rede sagte: „wer leistet, der erntet“. Sprachlos – ich hab gedacht ich hör nicht richtig. Abgesehen davon, dass ich, ganz persönlich finde, dass das kein Thema für eine Hochzeitsrede ist, geht mir diese Redewendung absolut gegen den Strich und ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die mit zwei oder mehr Jobs versuchen durchzukommen.
Alles ist auf Leistung ausgerichtet. Das fängt ja schon mit den Kleinsten an: Musikschule, am besten schon mit zwei Jahren, Leistungssport, so früh wies geht und wenn’s noch passt – eine Fremdsprache, vielleicht Englisch oder Chinesisch – man weiß ja nie, wofür man das im Leben noch mal brauchen kann.
Das Ganze zieht sich dann weiter durch die Schule, Ausbildung oder Studium. So schnell wie möglich und – natürlich – bestmöglicher Abschluss.
Aber wenn wir ehrlich sind, ist das alles ja kein Garant für ein „erfolgreiches“ Leben – was auch immer das heißen mag. Und für ein glückliches erst Recht nicht.
Das Leben läuft nun mal nicht gradlinig: ich mache dies und bekomme das. Ich arbeite viel und bekomme viel. Ich strenge mich an und bin die Beste. Schön, wenns so klappt, aber die Rechnung „wer leistet, der erntet“ geht eben nicht auf. Klarer Fall von Milchmädchenrechnung.
