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Kirche in 1Live | 04.03.2025 | floatend Uhr
Küchengespräche
Letztens war ich bei Freunden zum Mittagessen eingeladen und eine wilde Diskussion um Religion entstand. Luca, ein Naturwissenschaftler durch und durch, findet das alles Quatsch. Julia ist Soziologin und kann aus dem Stand die lange frauen-, queer- und körperfeindliche Geschichte der Kirche runterbeten. Furkan hält dagegen, dass Religion wie alles andere im Leben auch missbraucht werden kann. Ich bin Furkans Meinung, aber ich frage mich auch, woran ich „gute“ und „schlechte“ Religion voneinander unterscheiden kann.
Und dann denke ich: Vielleicht ist das Vaterunser ein ganz guter Kriterienkatalog. Das beginnt im Plural – also beim „wir“. Und „gute Religion“ stiftet Gemeinschaft, statt zu vereinzeln – also nur auf mich zu gucken. Dann ist da auch noch die Stelle mit dem „täglichen Brot“: „Gute Religion“ nimmt ernst, dass ich einen Körper und entsprechende Bedürfnisse habe. Und sie richtet meinen Blick auf das akut Notwendige. Das mit der Vergebung ist mir auch wichtig: „Gute Religion“ blendet die Schattenseiten des Lebens nicht aus, sondern gibt uns Möglichkeiten, damit umzugehen.
Ich hoffe, dass mir das alles wieder einfällt, wenn wir das nächste Mal Küchentisch über Religion diskutieren. Und vielleicht ist auch noch ein Punkt:
„Gute Religion“ hat keine Angst vor der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen.
Sprecher: Jan Primke, Dortmund
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel