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Kirche in 1Live | 28.03.2025 | floatend Uhr
Raus aus dem Sandsteinturm
Mein
Arbeitsplatz ist in so einem Sandsteinturm in Münster. Ich teile mir ein chices
Büro mit meiner Kollegin und ganz in der Nähe ist die lebensrettende
Kaffeemaschine. Tiptop! So komfortabel es da auch ist: Turm bleibt Turm. Und
mein Horror war immer, dass ich eine von denen werde, die sich sprichwörtlich
in ihrem im Elfenbeinturm verkriechen. Dass ich abgehoben werde und weit weg, so
wie Rapunzel. Was da hilft? Raus aus dem Tum! Immer wieder mal.
Unsere
Arbeit ist in den meisten Fällen dann am wertvollsten, wenn sie eine Wirkung
hat für andere. Aber wenn ich diese anderen gar nicht kenne, weil ich mich in meinem
Turm verstecke, im Bürogebäude oder sonstwo, kann ich für die doch gar nix
Gutes tun.
Meine Religion, also das Christentum, lebt genau davon, dass mein Gott nicht im Elfenbeinturm geblieben ist. Christen glauben: er ist Mensch geworden. Und dieser Jesus hat sich unter die Menschen gemischt. Und hat immer wieder eine Frage gestellt: „Was willst du, das ich dir tue?“ Das ist keine Frage aus dem Elfenbeinturm, sondern eine Frage auf Augenhöhe. Jesus entwickelt nicht Szenario A bis D am Schreibtisch und verfeinert seine Pläne immer weiter, sondern er fragt die Leute erst, was sie brauchen. Ich höre schon die Bedenken: „Naja, im echten Leben ist das nicht so einfach! Und erst recht nicht bei meiner Arbeit.“ Ja, ich weiß. So einfach ist es nicht immer. Aber ich habe schon festgestellt, dass mir das für meine Arbeit guttut: Mal raus aus dem Sandsteinturm, fragen, was die Leute brauchen, und dann wieder ran an den Schreibtisch und versuchen, was Gutes für sie zu entwickeln.
Ela Kornek, Havixbeck