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Kirche in 1Live | 29.03.2025 | floatend Uhr
Ketten-Knäuel
Morgens
im Bad: Ich greif in die Schmuckdose – denn heute ist mir nach Schmuck. Und
dann das: Da haben sich zwei Ketten so richtig schön vertüddelt. Und als ich
sehe, welche beiden, da denke ich: Wollen die mir damit was sagen? Die eine
Kette ist noch ziemlich neu und auf dem Anhänger steht
„feminist“. Die andere Kette hab ich als Kind zu
meiner Erstkommunion geschenkt bekommen: das klassische kleine Goldkreuz, also.
Und irgendwie steht dieses Ketten-Knäuel für den Struggle, den ich gerade
ziemlich oft fühle. Ich kämpfe schon lange damit, Katholikin und Feministin
gleichzeitig zu sein. Und klar gibt’s viele, die sagen: das eine schließt das
andere einfach aus. Als Feministin kann ich ja nicht Teil einer Organisation
sein, die Frauen schon jahrhundertelang diskriminiert. Aber beides gehört zu
mir, so wie diese vertüddelten Ketten. Ich glaube einfach komplett und
hundertpro daran, dass Gott uns Menschen gleichberechtigt geschaffen hat und
dass für Gott bei der Idee vom Menschen das Geschlecht total egal war. Dass das
Patriarchat dann halt auch kirchengeschichtlich hart reingefunkt hat, das ist
das Problem. Und dass sich das in meiner Kirche endlich ändert, dafür kann und
will ich nicht auf die Männer warten. Und darum will ich weiter versuchen, ein
bisschen mitzuhelfen, diese ganzen Schlingen und Knoten und Windungen
aufzudröseln. Mit meinen beiden Ketten geht das vergleichsweise schnell. Aber
vielleicht ist auch noch viel mehr möglich.
Ela Kornek, Havixbeck
